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Shoah in voller Länge am 25.1.15 in Essen gezeigt

Shoah, der Film zur Vernichtung der Juden, neuneinhalb Stunden lang wurde am 25.1. in Anwesenheit des Regisseurs Claude Lanzmann gezeigt, in der Essener Lichtburg, in vier Teilen, jeweils mit Pausen dazwischen.

Von halb elf bis 24 Uhr war das Programm angesetzt. Shoah ist dreißig Jahre alt, uraufgeführt wurde der Film 1985. Hintergründe zur Enstehung finden sich in Lanzmanns Erinnerungen von 2010, die auf deutsch „Der patagonische Hase“ heißen.

Immer wieder stößt man auf das historische Ereignis, zu dem es keine Erklärung gibt. Das treibt u.a. dazu, sich immer wieder damit auseinanderzusetzen. Hier ist es außerdem nah, da Täterland.

Die Veranstaltung war sehr gut besucht, wenngleich nicht bis auf die letzten Plätze belegt.

In dem Film wird nichts Schreckliches gezeigt, es gibt Situationen, Bilder, Montagen. Wichtig ist und das war mir nicht so klar, dass die Vernichtung auch ihre Spuren vernichten wollte. Das ging bis in den Sprachgebrauch hinein. Tote Körper durften nicht so benannt werden, die Opfer nicht wissen, was sie erwartet.

Lanzmann befragt Überlebende, es sind nicht irgendwelche Überlebende, sondern solche, die Teil der so genannten Sonderkommandos gewesen, die Zeugen der Vernichtung sind, weil sie in den Gaskammern gearbeitet haben. Er fordert auf präzise zu beschreiben, wie ihre Tätigkeit abgelaufen ist, fragt aber nicht nur nach den „sachlichen“ Informationen, sondern auch, welches ihre Gefühle gewesen sind. Wie Lanzmann sagt (ein Text von ihm wurde während der Veranstaltung verlesen) gehörte es dazu, dass Tränen kamen, der Schmerz durchbrach.

Eine andere Gruppe, die Lanzmann vor allem in Polen befragt, bei Treblinka, sind Anwohner, Bauern, Zugpersonal, die alles mitbekommen haben. Er fragt, was sie gesehen haben, was auch sie empfunden haben, wie ihre Einstellung zu den Juden gewesen ist. Aufällig ist, dass alle äußern, „es“ mitbekommen haben.

Die Kamera durchfährt immer wieder die Schauplätze des Verbrechens, Grünland mit Mauerresten, Ruinen, Schienen, Straßen. Man sieht ein ländliches Polen der 70er Jahre, Wälder, Wasser, es hat etwas Idyllisches.

Immer wieder Züge, Waggons, die deutlich machen, dass Millionen dorthin transportiert wurden. Die Rolle der Bahn, der Logistik, die Organisation, die Maschinerie scheint durch. Eine Analyse einer Fahrplananordnung, zusammen mit Raoul Hilberg, dem bekannten Holocaustforscher, wirft ein makabres Licht auf die Effizienz der Todestransporte.

Dann die Täter, die Lanzmann und sein Team heimlich in Bild und Ton aufnehmen, die wie zum Beispiel SS-Mann Suchomel über Treblinka reden, als wären sie nur Zuschauer gewesen, irgendwie unbeteiligt.

Nach der Hälfte des Films gab es eine erste Podiumsrunde mit Lanzmann, der nicht herumeierte und die Beantwortung der zum Teil bescheidenen Fragen verweigerte oder mit einer Gegenfrage antwortete.

Leider leider war der Zeitplan nicht eingehalten worden und ich verpasste die ca. letzte halbe Stunde des Films (Ende ist dann wahrscheinlich 0:30 gewesen), und die Schlussrunde mit Lanzmann.

Der Film ist grandios und beeindruckend und es ist es auf jeden Fall wert gewesen, ihn in voller Länge zu sehen (zumindest fast).

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