Natürlich ist der Anlass furchtbar, aber die Konsequenz naheliegend bei Einschränkungen aufgrund einer Gefährdungssitution, die persönliche Kontakte einschränkt, auf Online-Lehre zurückzugreifen. Aus der Sicht einer eLearnerin, seit 20 Jahren dabei, sind das spannende Zeiten. Da ist zum Einen die herbeigesehnte Nachfrage, der Bedarf. Die Möglichkeiten reinen Online-Lehrens, vor allem Webkonferenzen, werden nachgefragt. Es ist, gegeben der Grad an Digitalität, der erreicht ist, nicht fernliegend, auf diese Möglichkeit zurückzugreifen. Es ist zumindest besser als nichts, auch dann, wenn die Menschen zum Beispiel gezwungen sein werden für längere Zeit zuHause zu bleiben.
Deutlich wird, dass es bei der Realisierung einige beschränkende Parameter gibt: Zum Einen bedarf es einer digitalen Infrastruktur, ein Learningmanagementsystem ist aus meiner Sicht ein Muss, um zumindest Grundbedarfe abzudecken und für alle gleiche Bedingungen herzustellen. Sicherlich könnte auch eine dezentrale Herangehensweise angebracht sein, was auch praktiziert wird. Das heißt, Lehrende suchen sich eigene Tools und Werkzeuge, mit denen sie Aktivitäten durchführen, um insbesondere digital kollaborativ zu arbeiten. Zeitgemäß nennt sich das: selbstgesteuert, kreativ, problemorientiert, intrinsisch motiviert im Digitalen unterwegs, souverän die Technologien nutzend. Daneben existiert ein Modell, das mehr auf frontale Elemente, Instruktion setzt, die Lernenden eng führt. Dies wird häufig eingesetzt, wenn Prüfungsleistungen gefordert sind. Meines Erachtens gibt es da kein Wahr oder Falsch, es gibt auch viele Varianten dazwischen, Übergänge, Mischformen.
Die Frage bei der Umstellung auf Online-Lehre lautet möglicherweise, was didaktisch wünschenswert ist, vielleicht ist das aber auch nicht zentral. Vielleicht ist es einfach ganz trivial die Frage, wie bekomme ich meine Lehre in einer Notsituation auch digital hin?
Es erscheint banal dies festzustellen, aber online Lehren bedeutet, dass es sehr viel weniger Präsenzmomente gibt. Kann ich diese durch Webkonferenzen kompensieren? Aus meiner Sicht nur eingeschränkt. Webkonferenzen können ein wichtiges Moment von Online-Lehre sein, ersetzen Präsenzveranstaltungen aber nicht. Der wichtigere Part liegt m.E. im Asynchronen, d.h. zum Beispiel lässt sich Forenkommunikation sehr gut nutzen. Das Forum stellt ein essentielles Instrument der Online-Lehre dar. Das zeigen auch die Erfahrungen mit MOOCs. Des Weiteren ist von Bedeutung eine Struktur mit Zielen und Aufgaben. Außerdem kann es sinnvoll sein kollaborative Elemente anzubieten und einzubauen.
Die Lernplattformen, wie z.B. Moodle, bieten zu diesem Zweck eigentlich alles, was man braucht:
– Inhalte können bereit gestellt und aufbereitet werden
– Foren für Kommunikation und Austausch lassen sich nutzen
– Gruppenarbeiten durchführen
– Möglichkeiten individuelle Aufgaben zu stellen oder Aufgaben im Peer Review-Verfahren
– kollaborative Aufgaben mit Wiki, Glossar oder Datenbank realisieren
Für intensiviertes kollaboratives Arbeiten bietet sich z.B. eine Moodle-NextCloud-Kombination an.Vorteil hierbei ist, dass eine solche Infrastruktur datenschutzkonform und verlässlich angeboten werden kann. Idealerweise ist diese auch skalierbar, d.h. dass in Zeiten verstärkter Nachfrage können entsprechend flexibel zusätzliche Computing-Ressourcen ergänzt werden.
Die Vermittlung von Inhalten kann digital auf unterschiedlichen Wegen erfolgen. Die Möglichkeiten digitaler Aufnahmen sind vielfältig: von reinen Tonaufnahmen, über Screencasts (Bildschirm + Ton), Folienvertonungen, Folien mit Video, Videos. Es lohnt sich ein Blick auf den eigenen Rechner, das Tablet oder gar Smartphone. Diese haben in der Regel bereits integrierte Aufnahmetechnik. Ein plattformübergreifendes OpenSource-Tool ist OBS-Studio:
https://www.heise.de/download/product/obs-openbroadcastersoftware_
Der Weg in die Online-Lehre kann also gegangen werden. Aus technischer Sicht steht diesem fast nichts im Wege. Es ist allerdings erforderlich sich darauf einzulassen und bereit zu sein Neues zu lernen und Dinge auszuprobieren. Im Netz finden sich viele Tipps und Tricks, man kann sich von Kolleg*innen helfen lassen oder, falls vorhanden, die E-Learner im eigenen Hause fragen.
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