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Workshop „Wiki-Hypertexte in Lehr-/Lernkontexten“

1. und 2.4 war ich zum Wiki-Workshop in Dortmund. Nur Wikis? Ja, nur Wikis waren das Thema.

Zu Beginn stellte C. Bremer aus Frankfurt Wiki-Projekte in der Hochschullehre vor. Ihrer Meinung nach haben Wiki-Projekte, die Studierende selbst initiieren, den längsten Atem. Das sind dann aber eher solche Projekte, die nicht in erster Linie entlang einer Lehrveranstaltung laufen, sondern einen umfassenderen Anspruch haben. Eingesetzt werden hier Wikis auf der Basis von Mediawiki.

Insgesamt wurden sehr unterschiedliche Arten der Nutzung von Wikis präsentiert. Dabei gab es auch verschiedene Akzentsetzungen, zum einen produktorientiert, zum anderen prozessorientiert. Zu den produktorientierten Varianten zählten zum Beispiel die Dokumentation von Screencast-Tutorials an der Donau-Universität Krems, die auch öffentlich einsehbar sind. Aber auch der Wiki-Einsatz in einem Journalistik-Seminar gehört dazu, an dessen die Wiki-Beiträge in einem Buch veröffentlicht worden sind oder die Erstellung eines virtuellen Reiseführers an der Uni Greifswald im Rahmen von Schriftkompetenz-Ausbildung. Die Aussicht, an einem Produkt mitzuwirken, das am Ende auch noch öffentlich ist, bietet eine besondere Form des Anreizes und kann Studierende motivieren, sich an einem Wiki-Projekt zu beteiligen.

Ein „Prozess-Wiki“ hingegen stellte das Geometrie-Wiki vorgestellt von C. Spannagel aus Heidelberg dar. Prozess deshalb, weil es die Intention war, Studierende mathematische Probleme diskutieren zu lassen, z.B. Beweise von Studenten, d.h. dies soll die intensivere Durchdringung des Stoffes fördern und zwar so, dass nicht nur für die Klausur auswendig gelernt wird. Die Beteiligung war für die Veranstalter ausreichend, doch hätte diese, wie ebenfalls an anderen Stellen angemerkt wurde, durchaus noch höher sein können. Bezogen auf den Punkt Beteiligung war jedoch auch der Standpunkt vertreten, dass es nichts ausmache, wenn nur wenige schreiben und die überwiegende Zahl der Nutzer in der Rezipientenrolle bleibt. Auch für diese Form der Nutzung wurde ein Gewinn gesehen, indem solche Prozesse sichtbar gemacht werden. Als nicht zu unterschätzendes Hindernis wurde die Scheu, Fehler zu machen, gesehen. Während die bewerteten Leistungen im Studium fehlerfrei sein sollen, wird der in der Lernphase notwendige Perspektivenwechsel häufig nicht gemacht, zumindest nicht im Wiki.

An einer solchen Stelle stößt man auf Ziele, die mit Wikis erreicht werden wollen, die wiederum bestimmte Kompetenzen erfordern. M. Beißwenger führte Medienkompetenzen, sprachliche Variationskompetenz, Schreibkompetenzen, soziale Kompetenzen und Text- bzw. Diskurskompetenzen an. Dabei handelt es sich durchaus um wiki-unabhängige philologische Basiskompetenzen. Ob vorhanden oder nicht oder nur zum Teil vorhanden, zumindest werden die Kompetenzen nicht in ausreichendem Maße aktiviert. Dies führt dann dazu, dass der diskursive, prozessuale Charakter von Wikis nicht zum Zuge kommt und diese im schlechtesten Falle als bloße CMS fungieren. Häufig wird ja bemängelt, dass nicht diskutiert wird, die Texte in Word vorgeschrieben werden, Texte nicht kooperativ geschrieben werden, zum Beispiel am Ende nicht aus einem Guß sind, wenig in die Texte der anderen eingegriffen wird, insgesamt zu wenig Aushandlungen stattfinden. Das Thema kooperatives Schreiben gab Anlass zu einigen Diskussionen, da es häufig nicht so wie gewünscht stattfindet. Illustriert wurde dies auch in einem anderen Vortrag mit der Aufteilung in Mozart- und Beethoventypen, d.h. diejenigen die Gedanken beim Schreiben entwickeln (Beethoven-Typ) und diejenigen, die einen vollständigen Gedanken in einem Fluß aus dem Kopf (Mozart-Typ) niederschreiben.

Als eine Lösung wurde eine explizite Angabe von Meilensteinen gesehen bzw. auch eine Einteilung in Schreibphasen oder einen so genannten kooperativen Dreischritt, mit dem auf Forschungserkenntnisse zum kooperativen Lernen zurückgegriffen wird. Des Weiteren wurde in einem Wiki-Projekt für einzelne Bearbeitungsphasen ein synchrones Tool als sinnvoller angesehen.

Ein spannender Themenkreis ist darüber hinaus der Einsatz von Wikis in der Schule gewesen. Hierzu wurde das ZUM-Wiki vorgestellt, in dem nun auch das Netzwerk „Wikis in Schule und Hochschule“ lokalisiert ist. Mit Hilfe der Nutzung von iPads bringt die Kaiserin-Augusta-Schule in Köln Web 2.0-Methoden in die Schule, indem an den iPads im Unterricht an Wikis gearbeitet wird. N. Anskeit hat untersucht, inwieweit ein Wiki in der Grundschule Schreibprozesse unterstützen kann. Zu diesem Zweck bekamen die Schüler einen Zimmer-Baukasten und mussten dann das Zimmer im Wiki so beschreiben, dass es Schüler an einer anderen Schule nachbauen konnten.
In diesen Zusammenhang passte auch das Aufgreifen von Medienkompetenzvermittlung in der Lehramtsausbildung von L. Schüler. Ein wichtiger Punkt, Lehrenden den Einsatz von Web2.0-Werkzeugen nahezulegen. Den Ansatz Ausprobieren – Reflektieren – die Perspektive wechseln lässt sich da als gutes Grundgerüst verwenden.

Natürlich hört ein Wiki nicht an seinen Grenzen auf, vielfach wurden die Mediawiki-Erweiterungen angesprochen. Eine weitgehende Erweiterung wurde von M. Hielscher mit der Plattform www.learningapps.org vorgestellt: Interaktive Lernanwendungen, die à la YouTube in jede Umgebung, eben auch Wikis, eingebettet werden können.

Eine „Auflösung“ des Wikis wurde von Mitarbeitern des Instituts für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie präsentiert. Das ursprüngliche KA-Wiki wurde in ein umfassenderes Studierendenportal LuKe eingebettet. Aus dieser Umgebung heraus sind Wikis auf der Basis der Software TWiki nutzbar. Ein Vorteil dieser Wiki-Software ist die Möglichkeit mehrere, voneinander unabhängige Wikis in einem System einzurichten.

Das waren für mich die wichtigsten Punkte aus dem Wiki-Workshop.

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