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Wie es euch gefällt, As you like it

Nun ist die Spielzeit im Schauspielhaus Bochum ja schon vorangeschritten, und ich habe bislang noch von keinem der zehn Abokärtchen Gebrauch gemacht, gestern abend also das erste Mal. Auf Shakespeares „Wie es euch gefällt“ fiel die Wahl. Das Stück lief im Großen Haus und war sehr gut besucht. Ich bekam noch eine Karte auf dem Balkon, etwas weit weg vom Geschehen, doch das war o.k. Nur wenn die Schauspieler weit vorne standen, musste man etwas sehr seinen Hals recken.
Wenngleich das Stück mit Pause ca. drei Stunden dauert, hat es doch hohen Unterhaltungswert, und das Publikum verließ gut gelaunt und zufrieden das Haus, um den weiteren Samstagabend zu genießen.
Unbestrittener Held der Aufführung war Orlando, gespielt von Christoph Pütthoff, der anfangs nicht wohl gelittene Bruder, der sich unsterblich verliebt in die Tochter des in den Ardenner Wald verbannten Herzogs. Diese jedoch wurde dorthin ebenfalls verbannt und floh mit ihrer Kusine, sich selbst als Mann verkleidet habend. Das Stück enthält viel Witz und Situationskomik, der manchesmal noch nachgeholfen wurde. Auf der Effektseite senkte sich über eine zweite Bühne ein riesiges grünes zerbrochenes Flugzeug herab, Zivilisationsferne war angedeutet, doch alles nicht ernsthaft, ironisiert. Das Stück enthält viele Nebenfiguren und -stränge, die dessen Farbigkeit unterstreichen, jedoch es auch in die Länge ziehen. Die an manchen Stellen ebenfalls effektvoll eingesetzt Musik bringt Dynamik hinein und auch Modernität in die alte Shakespeare Welt. Das Publikum goutiert die Ausflüge in die unmittelbare Gegenwart: Der ausgehungerte Orlando bekommt sein Essen in einem Flugzeugsitz serviert, plötzlich entsteht ein kleiner Tumult um ihn herum, einer der Gefolgsleute des Herzogs findet ein Messer bei ihm und bemerkt, dass diese an Bord nicht erlaubt seien. Lacher. Man merkt, das Stück will gefallen, es gelingt ihm auch.
Die Figur des Melancholikers, gespielt von Margit Carstensen, versucht allein, Schwärze hineinzubringen, Geist statt Gelage, doch der Melancholiker ist in der Minderheit, nicht ernstgenommen. Der Melancholiker will eigentlich Narr sein, um der Narrenfreiheit willen. Der Narr spielt auch eine bemerkenswerte Rolle, der höfische Narr, den es aus der Welt des Hofes in den Wald verschlägt und der dort Seit an Seit mit einfachen Schäfern lebt. Da ist viel Wortwitz im Spiel, das gibt dem Stück seinen Reiz.
Und das Ende: ein Happy End, dick aufgetragen. Hochzeit in Weiß, Walzerklänge.

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